Erfolgreicher Rotpunkt von Birte Gutmayer nach 15 Tagen im 8c-Projekt.
Erste Versuche im Projekt
Immer auf der Suche nach neuen Projekten kundschaftete Birte im Juni dieses Jahres das Klettergebiet “La Saume” bei Briancon aus. Gerüchten zufolge soll dort die Route “Idée fixe” 10+/11- (8c) eine von vielen genialen Linien sein. “Sie ist auf jeden Fall einen Versuch wert", dachte sich Birte, als sie auf den dreißig Meter langen grauen Streifen schaute. Ohne Zögern und mit voller Motivation checkte Birte die Züge aus und konnte gleich am ersten Tag jeden Zug machen. An weiteren sechs Tagen perfektionierte sie ihre Beta, bis die Choreographie stand und erste Rotpunkt Versuche gestartet werden konnten.
Niederschmetternde Tatsachen
Nach weiteren drei Tagen und neun vielversprechenden Versuchen stellte sich heraus, dass nicht, wie anfangs vermutet, die Ausdauer, sondern die Power-Endurance Birte vom Durchstieg abhielt. “Ich kam einige Male an der Crux ohne Pump in den Unterarmen an, konnte die Drei-Millimeter-Leiste aber einfach nicht mehr festhalten.” Hinzu kam die Sommerhitze, die nun ihren Höhepunkt erreichte. Wer schon einmal am Limit geklettert ist, weiß, wie wichtig kühle Temperaturen und Wind für trockene Hände und hohe Reibungswerte sind. Diese Tatsache und der fehlende Fortschritt in den letzten drei Tagen veranlassten Birte dazu, den Bus zu packen und nach Hause zum Training zu fahren. “Wenn ich nach drei Tagen keinen Fortschritt in der Route sehe und auch keine effizientere Lösung mehr finde, wird es für mich Zeit nach Hause zu fahren, weiter zu trainieren und später mit neuer Kraft, neuer Motivation und besseren Wetterverhältnissen wiederzukommen.''
Spezifische Vorbereitung
In den nächsten vier Wochen mutierte die “Idée fixe” langsam, aber stetig zur fixen Idee. Am Moonboard trainierte Birte Power-Endurance, indem sie drei bis vier Boulder hintereinander kletterte, an frei hängenden Kugeln und am Steckbrett stärkte sie ihre Schulterkraft für die Cruxsequenz und abgerundet wurde das Programm mit Stretchen für hohes Antreten.
Startklar für den zweiten Versuch
Vier Wochen später traf Birte wieder in den schönen südfranzösischen Bergen ein, um der Route doch noch eine Begehung abzuringen. Die Erwartungen waren hoch, vielleicht sogar zu hoch, denn die ersten Tage erwiesen sich als niederschmetternd. Die Züge fühlten sich schwerer an als Mitte Juli. Die Temperaturen waren kühler, die Luftfeuchte allerdings ziemlich hoch. “Ob es am Wetter lag oder mir die mentale Stärke fehlte, werde ich wohl nie herausfinden”, gab Birte nach ihrer Rückkehr an. Fakt ist allerdings, dass sie nach einer Woche, als die Luftfeuchte bei 40% lag, die Cruxsequenz vom letzten guten Rastpunkt durchklettern konnte.
Le Project realisé
Ab jetzt wusste sie, dass der Durchstieg möglich ist. Der Körper kann nur da hin, wo der Kopf schon ist. Und so überraschte es ihren Mann und Kletterpartner nicht, als sie am darauffolgenden Tag die “Idée fixe” zur “Idée realisé” verwandelte. “Es war ein unglaublicher Go im Flow. Auf einmal fügte sich alles zusammen: das Wetter, meine Einstellung und meine Fitness. Es ist immer wieder faszinierend, wie viele Faktoren stimmen müssen, um persönliche Bestleistungen zu erzielen.” fasst Birte zusammen. Außerdem möchte sie sich ganz besonders bei ihrem Mann bedanken, der ihr die entscheidenden Techniktipps für die zwei schwersten Züge gegeben hat und immer an sie geglaubt hat.
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